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Themenbeitrag

Kann Plattform Produktion?

Warum sich Plattformen in der Produktion noch nicht durchgesetzt haben.
01. Februar 2024 · 4 min Lesezeit

Digitale Plattformen sind aus den wesentlichen Bereichen unseres täglichen Lebens nicht mehr wegzudenken: Handel, Essen, Reisen, Mobilität, Kommunikation, Unterhaltung - weitere ließen sich finden und aufzählen. Was fehlt, ist der Bereich der Produktion.

Doch was sind digitale Plattformen bzw. was ist Plattformökonomie eigentlich? Wenn wir ChatGPT fragen, erfahren wir folgendes:

"Die Plattformökonomie ist ein Wirtschaftsmodell, das auf digitalen Plattformen basiert. Diese Plattformen fungieren als Vermittler oder Marktplätze, die verschiedene Nutzergruppen wie Anbieter und Verbraucher zusammenbringen."

Zwar gibt es auch Beschaffungsplattformen, die Einkäufer und produzierende Unternehmen näher und schlanker zusammenbringen. Aber hier stehen die produzierenden Unternehmen auf der Lieferantenseite und nicht auf der Konsumentenseite. Verbraucher sind hier z.B. Einkäufer von Bauteilen, die ehrlicherweise eine gewisse Komplexität noch nicht überschreiten dürfen. Ein komplettes Spritzgusswerkzeug beispielsweise lässt sich damit noch nicht sinnvoll bestellen. Aber es gibt auch andere Ansätze.

Beispiel Adamos

Vor einigen Jahren hat ein Konsortium etablierter Unternehmen den digitalen Marktplatz Adamos ins Leben gerufen. Die Idee dahinter: Produzierende Unternehmen können über einen Marktplatz digitale Produkte verschiedener Anbieter finden, testen und kaufen und sich so einfach in Richtung Industrie 4.0 weiterentwickeln.

Das Konzept klang vielversprechend und es konnten zahlreiche Anbieter für die Plattform gewonnen werden. Auch wir von EVOMECS haben dort Teile unserer Software-Suite angeboten. Der Betrieb von Adamos wurde aber nach nur wenigen Jahren im April 2023 eingestellt, weil sich die Plattform am Markt nicht durchsetzen konnte.

Warum hat Adamos nicht geklappt? Ein Erklärungsansatz.

Erst einmal stellt sich die Frage, welches Problem mit einer Plattform wie Adamos gelöst werden soll. Dazu wird zunächst die Perspektive der Endnutzer eingenommen, also der produzierenden Unternehmen, die potenziell Lösungen über einen Marktplatz beziehen sollen.

Die Herstellung komplexer Produkte, für die gerade deutsche Unternehmen nach wie vor hohes Ansehen genießen, geht häufig mit komplexen Produktionsprozessen einher. Die Digitalisierung komplexer Produktionsprozesse erfordert technisch anspruchsvolle Lösungsansätze, mit denen Komplexität reduziert und damit Verbesserungen erzielt werden können.

Je größer das zu lösende Problem ist, desto größer ist der Nutzen einer Lösung, aber desto technisch anspruchsvoller ist auch die Lösung. Und je anspruchsvoller eine Lösung ist, desto länger ist die “Customer Journey”, also der Prozess von Marketing, Vertrieb, Implementierung, Onboarding und Nutzung einer Lösung.

Digitale Marktplätze und Plattformen versprechen dagegen Leichtigkeit, Einfachheit und Unverbindlichkeit: stöbern, testen, abonnieren, nutzen, kündigen, next.

Beim Beispiel Adamos kam erschwerend hinzu, dass die Lösungen der verschiedenen Hersteller keine nennenswerten Schnittstellen zueinander hatten, also nicht integrierbar waren. Entscheidend für die Lösung komplexer Probleme in der Fertigung ist aber vor allem ein möglichst hohes Maß an Datendurchgängigkeit. Wenn ich die Lösungen A und B zwar über den gleichen Marktplatz beziehe, sie aber in der Produktion nicht miteinander interagieren (oder allenfalls über zusätzlich zu entwickelnde Schnittstellen), dann habe ich vielleicht die Probleme A und B gelöst, aber das Problem C neu geschaffen.

Alles also nicht so ganz einfach. Und damit zurück zur eigentlichen Fragestellung: Kann Plattform überhaupt Produktion?

Trotz der oben beschriebenen Herausforderungen aus unserer Sicht ein klares Ja. Es sind nur einige Dinge zu beachten:

Die Customer Journey muss der Komplexität gerecht werden. 

Die Lösungen können zwar prinzipiell digital bezogen werden, der Verkaufs- und Onboarding-Prozess muss aber vom Anbieter umfassend begleitet werden, Stichwort Solution Selling. Ein Showstopper für die Skalierung? Nicht unbedingt. Auch die Customer Journey kann in weiten Teilen digitalisiert und damit skalierbar gemacht werden. Ein gewisses Maß an persönlicher Betreuung wird aber immer notwendig bleiben, auch im Sinne des Anbieters.

Die Implementierung und Nutzung muss einfach und problemlos sein. 

Digitale Anwendungen müssen häufig an bestehende Systemlandschaften angebunden werden. Dies ist ein zentraler technischer Unterschied zu klassischen Smartphone- oder Online-Apps, die in der Regel völlig autark funktionieren. Diese Anbindungen und Schnittstellen schnell, reibungslos und vor allem stabil umzusetzen, ist eine enorme technologische Herausforderung, aber eine entscheidende Voraussetzung. Die Produktion des Kunden darf während der Implementierung nur minimal beeinträchtigt werden. Noch schwieriger ist es, eine Anwendung während der Produktion zu warten und weiterzuentwickeln. Updates müssen regelmäßig und bei laufendem Betrieb durchgeführt werden. Dies ist ein technisches Kapitel für sich.

Alle Anwendungen der Plattform müssen integrierbar sein.

Lösungen unterschiedlicher Anbieter müssen tief miteinander integrierbar sein, um das eigentliche Nutzenversprechen der Herstellerneutralität auch tatsächlich einlösen zu können - und zwar ohne zusätzliche Schnittstellenentwicklung. In dem Moment, in dem eine Anwendung von Anbieter C installiert wird, muss sie mit allen relevanten Daten von Anwendung A und B vollständig interagieren können. Sofort und ohne Kompromisse. Nur so entsteht echte Datendurchgängigkeit und damit echter Anwendernutzen.

EVOMECS und Univedo

Die EVOMECS Software Suite basiert von Anfang an auf einer eigenen Plattform namens Univedo. Diese Plattform wird seit Jahren produktiv eingesetzt. Der Fokus lag jedoch zunächst auf Datendurchgängigkeit und einfacher Implementierung. In naher Zukunft wird die Plattform auf die nächste Evolutionsstufe gehoben und inklusive Marktplatz in der Cloud verfügbar gemacht. Erste Kooperationspartner beginnen derzeit, eigene Anwendungen für die Plattform zu entwickeln, die dann mit den EVOMECS-Produkten tiefgehend interagieren können.

Aus unserer Sicht ist dies ein Ansatz, der durchaus Erfolg haben kann, denn er stellt den Nutzen des Anwenders vor den Nutzen des Anbieters. Und nur Innovationen, die dem Anwender dienen, haben eine reelle Chance, sich durchzusetzen. 

Wenn Sie mehr über die EVOMECS Software-Suite oder die zugrundeliegende Plattform Univedo erfahren möchten, kontaktieren Sie uns!

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